Als kleines Kind von zwei Jahren rutschte ich aus. Mitten im Winter. Im Herzen der Stadt Chemnitz. Ziemlich ungünstig, da genau zu diesem Zeitpunkt die Straßenbahn um die Ecke kam und mich erfasste. Für meine Eltern folgte ein langes Jahr zwischen Hoffen und Bangen, ob ihr Kind es schaffen würde und wenn ja, mit welchen Folgen? Geschafft habe ich es - und wie!
OK, ein paar Folgeschäden sind geblieben, aber dank des unermüdlichen Einsatzes meiner Eltern und hervorragenden Medizinern und Medizintechnikern, allen voran Herr Prof. Dr. Nerlich von der Universität Regensburg und Herr Thomas Wellmer von der Rehatechnik Nittenau, stehe ich heute wieder auf meinen „zwei“ Beinen, und das ziemlich fest. Mit den Handicaps habe ich frühzeitig zu leben gelernt. Mein rechtes Bein habe ich durch den Unfall verloren und trage heute eine Unterschenkelprothese. Das linke Bein wurde auch in Mitleidenschaft gezogen und ist unter anderem durch Versteifungen im Fußgelenk in seiner Funktion beeinträchtigt.
Lange waren wir keine Freunde, der Sport und ich. Vielleicht lag es auch daran, dass ich bis zu meinem zwölften Lebensjahr ein- bis zweimal im Jahr „unters Messer“ musste. Und bei dem Maß an Schulsport, an dem ich teilnehmen konnte, blieb der „Kick“ aus. Der kam nach dem Abitur, als ich im Fitness-Studio ein Spinning-Rad entdeckte. Beim Fahrradtraining in der Gruppe zu dynamischer Musik hat es Klick gemacht – ich wollte auf ein richtiges Rad und ab in die Wälder. Ich hätte nie für möglich gehalten, zu welchen Leistungen ich auf den zwei Rädern meines Mountainbikes plötzlich fähig war. Nach meinem ersten Alpencross war es um mich geschehen – Denise will never stop spinning!
Der Leistungssport kam über Umwege. Mitradelnde Freunde machten mich zum einen auf meine Geschwindigkeit bergauf und bergab aufmerksam und in diesem Zusammenhang auf den Leistungssport für Menschen mit Handicap aufmerksam. Der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl. Seit 2011 trainiere ich gezielt nach Plan und messe mich mit anderen Sportlern im fairen Wettstreit - und das mit Erfolg ;).
13 Jahre lang habe ich auf dem Fahrrad Medaillen und Rekorde gejagt. Nach drei Paralympischen Spielen schlage ich nun ein neues Kapitel auf: Bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024 werde ich nicht an der Startlinie stehen, sondern als ZDF-Expertin vor Ort sein, um unseren großartigen Sportler*innen die Bühne zu geben, die sie verdienen. Eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Und keine Sorge, privat gibt es weiterhin schnelle Kaffeeausfahrten mit dem Rad. Also, haltet Ausschau!